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Hausgeburt! Interview mit der Hausgeburtshebamme Julia Dahm

  • Lesedauer:6 min Lesezeit

In dem Blogbeitrag “Hausgeburt – was muss ich beachten und wie kann ich eine Hausgeburtshebamme finden” geben wir dir einige Informationen zum Thema Hausgeburten. Inhalte zu den Themen der Vorbereitung auf eine Hausgeburt, mögliche Risiken, der Ablauf einer Hausgeburt und wie du eine Hausgeburtshebamme findest, werden thematisiert. Nun haben wir für dich ein Interview mit einer Hausgeburtshebamme geführt, um dir einen direkten Einblick in die Arbeit einer Hausgeburtshebamme zu geben.

Inhaltsverzeichnis

Das Interview mit Hausgeburtshebamme Julia Dahm:

Kannst du dich kurz vorstellen?

Hi, ich bin Julia Dahm, Hausgeburtshebamme in Karlsruhe.

Seit wann bist du Hebamme und wie lange begleitest du schon Hausgeburten?

Ich bin seit 2011 Hebamme und als Hausgeburtshebamme habe ich 2017 begonnen, mit einer kleinen Unterbrechung, als mein Sohn geboren wurde.

Warum betreust du Hausgeburten?

Die Ganzheitlichkeit der Begleitung finde ich toll. Man fängt mit den Familien in der Schwangerschaft an, begleitet sie quasi schon von kurz nach dem Schwangerschaftstest, dann in der Schwangerschaft, und bereitet alles gemeinsam für die Geburt vor. Man ist dann bei der Geburt zusammen und begleitet das Wochenbett. Es ist der komplette Bogen der Betreuung, der das ausmacht. Das ist ein richtig schöner Aspekt an dem “Zuhause begleiten”. Hinzu kommt, dass es auch ein anderer Ort ist. Denn es würde ja auch in der Klinik gehen, eine Schwangere unter der Geburt zu betreuen, aber bei der Familie Zuhause zu sein, und in die Wohnung der Familie zu kommen als Außenstehende, in den heiligen Ort den diese Familien haben, das ist für mich noch ein Unterschied zur Geburt in der Klinik. Man kommt als Außenstehende hinein und die Familien gehen nicht extern wohin, um ihr Kind zu gebären. Das ist ein schönes Arbeiten und toll zu sehen, wie die Familien sich fallen lassen können in der gewohnten Umgebung.

Was wir in der Hausgeburtshilfe außerdem haben, ist eine 1 zu 1 Betreuung, manchmal sogar eine 2 zu 1 Betreuung, wenn man als Hebammenteam arbeitet oder eine Hebammenstudentin dabei hat. Und wenn ich bei einer Hausgeburt bin, kann ich auch nicht woanders hin und gleichzeitig jemand anderen begleiten. Ich bin dann ganz bei den Familien und es ist schön, sich mit den Familien darauf einzulassen.

Was würdest du auf die Aussage antworten: „Eine Hausgeburt ist aber riskant“

Das stimmt, wenn keine guten medizinischen Vorkehrungen im Vorhinein getroffen sind. 

Und es stimmt nicht, wenn eine gute Anamnese erhoben worden ist, wenn eine gute Begleitung in der Schwangerschaft stattgefunden hat und man einen Großteil an vorhersehbaren Risikofaktoren ausschließen kann. Weil eine Hausgeburt heißt auch nicht, dass sie von allem Medizinischen befreit ist. In der Hausgeburtshilfe geht es trotzdem darum, oder zumindest so wie ich sie begleite, dass eine Hausgeburt soweit sicher ist, wenn die Vorbereitung richtig gemacht ist. Das heißt, dass eine gute Anamnese erfolgt ist und keine Risikofaktoren gefunden wurden. Und wenn die Schwangerschaft gesund verläuft, dann spricht nichts dafür, dass unter der Geburt Risikofaktoren auftreten. Man muss aber natürlich wissen, dass im Vorhinein nicht alles eingesehen werden kann, deswegen ist es gut einen Plan B in der Hinterhand zu haben, falls einfach doch Dinge auftreten sollten, sodass man dann an einen anderen sicheren Ort wechseln kann. Ich glaube, es gibt Familien, für die ist das eigene Zuhause ein sicherer Ort, dem steht aber nicht entgegen, dass eine Klinik nicht sicher sein kann. Das darf beides nebeneinander stehen.

Was sind aus deiner Sicht die Vorteile einer Hausgeburt?

Das ist ein bisschen das, was ich vorhin schon gemeint habe. Es gibt eine engmaschige Begleitung, wir haben eine 1 zu 1 oder eine 2 zu 1 Begleitung unter der Geburt, man kennt sich, es ist also ein sehr vertrautes Verhältnis. Und dann kann es noch ein Vorteil sein, dass die medizinischen Interventionen sehr gering sind, da auch die Möglichkeit von gewissen Interventionen Zuhause nicht besteht.

Erzähle uns von einem deiner schönsten Momente als Hausgeburtshebamme?

Ja, ich finde eigentlich bei jeder Geburt so einen Moment. Wenn der Zweifel, der ja immer wieder bei fast allen Geburten zwischendrin mal kurz auftaucht, in der Richtung “Kann ich das?” oder “Schaffen wir das?”, auch wenn es nur ein paar Augenblicke sind, und dann der große Moment kommt, wo das Baby vielleicht auch selbst nach oben und auf die Brust gelegt wird, und man realisiert “Boah, es ist geschafft”. Das ist Zuhause schon noch mal etwas anderes. In der Klinik ist das natürlich auch schön, dieser Moment, aber Zuhause ist es auch das Drumherum, wenn die Familie mit dabei ist, oder auch die Geschwisterkinder dann das erste Mal das Baby sehen oder sogar mit dabei sind. Ich glaube, ich kann gar nicht einen schönen Moment rausnehmen, aber es ist dieses sehr nahe mit dabei zu sein, und das macht es einfach schön, man ist da einfach sehr vertraut mit den Familien.

Lieben Dank dir Julia für das Interview und die interessanten Einblicke in deine Hebammenarbeit!

Profilbild der Hausgeburtshebamme Julia Dahm
Julia Dahm

Mehr zu Julia Dahm findest du auf ihrer Website:
https://www.hebamme-juliadahm.de/

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