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Hausgeburt – was muss ich beachten und wie kann ich eine Hausgeburtshebamme finden

  • Lesedauer:16 min Lesezeit

Eine Hausgeburt ist etwas ganz Besonderes. In den eigenen vier Wänden wird das Baby auf die Welt gebracht und es entstehen unvergessliche Erinnerungen. Doch damit alles glatt läuft, gibt es einige Dinge, die man beachten sollte. In diesem Blog erfahrt ihr alles über Hausgeburten, wer euch dabei unterstützen kann, wie ihr eine Hausgeburtshebamme finden könnt, was ihr vorbereiten müsst, ob es sicher ist und wie man mit Komplikationen umgeht.

Inhaltsverzeichnis

Hausgeburten in Deutschland

98% der Babys in Deutschland kommen im Krankenhaus zur Welt. Damit werden nur 2% der Babys in Deutschland Zuhause oder in einem Geburtshaus geboren. Im Jahr 2021 waren das 15.125 Neugeborene (Quelle: *1). Außerklinische Geburten sind in Deutschland eine Minderheit. Auch in anderen Ländern ist die außerklinische Geburtenquote sehr gering. Die Niederlande sind im Bereich der Hausgeburten europäischer Spitzenreiter. Hier werden etwa 20% der Kinder Zuhause geboren (Quelle: *2).

Warum eine Hausgeburt?

Eine Hausgeburt bietet einige Vorteile gegenüber einer Geburt im Krankenhaus. Zunächst einmal ist die Atmosphäre in deinen eigenen vier Wänden wesentlich entspannter und familiärer. Du kannst dich in deinem gewohnten Umfeld bewegen, was dazu beitragen kann, dass du dich wohler fühlst. Auch deine Angehörigen sind bei einer Hausgeburt näher dabei und können die Geburt aktiv mitgestalten. Gerade in Zeiten der Corona Pandemie, hast du so die Sicherheit, dass dein*e Partner*in auf jeden Fall bei der Entbindung dabei sein kann. Eine weitere wichtige Rolle spielt die persönliche Betreuung durch die Hebamme. In den meisten Fällen kennt man seine Hebamme bereits vor der Geburt und hat so schon ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Dies ist besonders wichtig, da die Hebamme während der Geburt eine wichtige Unterstützung ist. Bei einer Hausgeburt kann die Hebamme die Geburtsvorbereitung individuell auf deine Bedürfnisse abstimmen und ist auch während der Geburt selbst jederzeit für dich da. Allerdings solltest du auch bedenken, dass eine Hausgeburt nicht für jede Frau geeignet ist. Wer zum Beispiel bereits in der Schwangerschaft Risikofaktoren anzeigt, sollte besser ins Krankenhaus gehen. Dies gilt es mit der Hebamme und dem Arzt bzw. der Ärztin zu besprechen.

Wer kann eine Hausgeburt betreuen? - Hausgeburtshebamme finden

Es gibt freiberufliche Hebammen, die Hausgeburten begleiten. Diese Hebammen kommen zu dir nach Hause, begleiten dich während der Wehen und sind, in der Regel, auch für die Nachsorge bzw. Wochenbettbetreuung verantwortlich. Hebammen, die Hausgeburten anbieten, müssen dafür über eine entsprechende Haftpflichtversicherung verfügen, die Hausgeburten abdeckt. 

In der Regel arbeiten Hausgeburtshebammen in Praxisgemeinschaften oder freiberuflich. Die Hebamme ist die erste Ansprechpartnerin für die werdende Mutter und steht ihr bei allen Fragen rund um die Schwangerschaft und Geburt zur Seite. Für eine Hausgeburt ist es wichtig, dass die Hebamme die werdende Mutter gut kennt und ein Vertrauensverhältnis zu ihr aufgebaut hat. So kann sie die Geburt optimal begleiten und die Risiken einer Hausgeburt minimieren. Des Weiteren ist es wichtig, dass sowohl du, als auch dein*e Partner*in mit der Idee einer Hausgeburt einverstanden seid. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass ihr während der Geburt entspannt seid und euch auf diese konzentrieren könnt.

Aufgrund des Hebammenmangels ist es nicht immer einfach, eine Hebamme zu finden. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du deine Hausgeburtshebamme finden kannst: 

  • Du kannst mithilfe von Hebammenlisten, wie beispielsweise der des GKV-Spitzenverbands nach Hebammen suchen.
  • Bei deiner Hebammensuche können dich auch Freunde oder Familie unterstützen. Frage daher auch in deinem Bekanntenkreis nach, ob jemand schon von einer Hausgeburtshebamme betreut wurde und stelle darüber den Kontakt mit der Hebamme her.
  • Über FIAMI kannst du speziell nach Hebammen suchen, die die Betreuung einer Hausgeburt anbieten, um deine Hausgeburtshebamme zu finden. Registriere dich dafür gerne hier!

Du kannst auch gerne in unserem Blogbeitrag “Hebammensuche in Deutschland – Die besten Tipps und Tricks” nach weiteren Tipps für deine Hebammensuche schauen.

Wer kann eine Hausgeburt haben?

Eine Hausgeburt ist grundsätzlich für jede Frau möglich, sofern sie keine gesundheitlichen Risiken in der Schwangerschaft aufzeigt und eine entsprechende Betreuung durch eine Hebamme Zuhause sicherstellen kann. Durch den GKV wurden allgemeine Kriterien definiert, die eine Hausgeburt ausschließen. Diese sind beispielsweise Vorerkrankungen wie Diabetes, Operationen an der Gebärmutter, Alkohol- oder Drogenkonsum in der Schwangerschaft, nachgewiesene Blutgruppen-Inkompatibilität, Schräg- oder Querlage des Kindes und einige weitere. Alle Ausschlusskriterien des GKV können hier nachgelesen werden.

Was muss ich für die Hausgeburt vorbereiten?

Eine Hausgeburt ist eine große Verantwortung. Es ist wichtig, dass du dich entsprechend darauf vorbereitest. Hier sind einige Dinge, die du beachten solltest:

Informiere dich über das Thema!

Informiere dich über das Thema. Nehme dir Zeit, um einiges über Hausgeburten zu erfahren. Lese Bücher und Artikel darüber und spreche mit Frauen, die bereits eine Hausgeburt hatten, sofern du welche kennst. Unterschätze nicht die Berichte aus persönlichen Erfahrungen. Je mehr du weißt, desto besser kannst du dich auf eventuelle Herausforderungen vorbereiten. Ein paar Ideen hierzu findest du am Ende dieses Beitrags.

Wie sind die Bedingungen in deiner Umgebung?

Informiere dich über die mögliche Hausgeburtshilfe in deiner Umgebung. Welche Hebammen bieten das an? Gibt es Hebammen, die dir empfohlen wurden und dich begleiten können? Beginne so früh wie möglich mit der Suche nach einer Hausgeburtshebamme. Hausgeburtshebammen sind meist noch schwieriger zu finden als Wochenbettbetreuungen. Beginne daher mit der Hebammensuche so früh wie möglich. Da es generell schwierig sein kann eine Hebamme zu finden, unterstützen wir dich gerne bei deinem Suchprozess. Über FIAMI kannst du dich hier registrieren und gezielt deine Suche nach einer Hausgeburtshebamme starten.

Informiere deine Frauenärztin/ deinen Frauenarzt!

Idealerweise informierst du auch deine Frauenärztin bzw. deinen Frauenarzt über deine Pläne. Zum einen kann die ärztliche Einschätzung zum Ausschluss möglicher Risiken relevant sein, zum anderen kann dein Arzt bzw. deine Ärztin dir gegebenenfalls Tipps für eine Hausgeburtshebamme geben. Allerdings solltest du wissen, dass Hausgeburten oftmals auch kritisch gesehen werden. Lasse dich dadurch zunächst nicht zu sehr verunsichern, wenn es dein Wunsch ist. Dein Risiko hängt stark von deiner individuellen Schwangerschaft und deinen gesundheitlichen Voraussetzungen ab. Bespreche alles Relevante unbedingt mit der ausgewählten Hausgeburtshebamme, um eine sichere Geburt zu ermöglichen und hole dir bei Bedarf weiteren ärztlichen Rat ein.

Nachsorge für Zuhause

Kümmere dich um eine gute Nachsorge Zuhause. Betreut dich die Hebamme auch intensiv nach der Geburt und schaut nach dem Wohlergehen von dir und dem Nachwuchs? Bietet sie also unter anderem eine Wochenbettbetreuung an oder nicht? Gibt es einen Kinderarzt/ eine Kinderärztin, der/ die die U2 Zuhause übernehmen kann oder müsst ihr dafür zum Kinderarzt/ zur Kinderärztin fahren? Bespreche diese Planung im Detail mit deiner Hausgeburtshebamme.

Dein Zuhause für die Hausgeburt

Schaffe dir Zuhause deine Gebär-Oase. Denke darüber nach, wo du die Geburt durchführen möchtest. Möchtest du in deinem eigenen Bett oder Bad gebären? Oder möchtest du in einer Wanne oder in einem Pool die Wehen veratmen? Suche nach einem oder mehreren Plätzen, an denen du dich wohl fühlst und der dir Sicherheit gibt. Gestalte dir diesen Ort nach deinen Vorlieben, um dich ideal entspannen zu können. Schaffe gegebenenfalls entsprechendes Equipment an, wie einen Gebärpool, Pezzi-Ball, Lichtquellen und Musik.

Notwendige Utensilien

Besorge dir alle notwendigen Utensilien. Stelle sicher, dass du alle notwendigen Hilfsmittel für die Geburt hast, bevor sie beginnt. Deine Hebamme unterstützt dich in der Regel dabei, was du benötigst. Das sind zum Beispiel Binden, wasserfeste Unterlagen, Handtücher, Wasserbehälter usw.. Das medizinische Equipment bringt in der Regel die Hebamme mit zur Geburt.

Begleitung deiner Hausgeburt

Wer darf dich bei deiner Geburt begleiten? Suche dir jemanden, dem du vertraust und der dir bei der Geburt gut zur Seite stehen kann. Dies kann dein*e Partner*in, ein*e Freund*in oder Familienmitglied sein. Achte darauf, dass diese Person, bzw die Personen, auch in der Lage sind, dich bei deiner Geburt positiv zu unterstützen und nicht zur Belastung zu werden. Bei einer Verlegung in die Klinik ist es hilfreich, wenn diese Person dich in die Klinik begleiten kann und auch auf dem Weg dorthin nicht von deiner Seite weicht.

Wie läuft die Hausgeburt ab?

Meist ist eine Hausgeburt zwischen der 37. – 42. Schwangerschaftswoche möglich. Das hängt jedoch auch von deiner Hebamme ab. Bespreche am besten den möglichen Zeitraum und die Verfügbarkeit schon zu Beginn deiner Betreuung. Für diesen Zeitraum plant deine Hebamme ihre Rufbereitschaft für dich ein, d.h. sie ist bereit, jederzeit zu deiner Geburt fahren zu können. Diese Rufbereitschaft wird in der Regel separat berechnet und die Kosten hierfür werden meist nicht von deiner Versicherung übernommen. 

Eintritt der Wehen

Falls man in diesem vereinbarten Zeitraum Wehen bekommt oder die Fruchtblase platzt, benachrichtigt man die Hebamme. Je nach Situation wird dann das weitere Vorgehen besprochen.

Treten die Wehen schon häufiger auf, bspw. alle 5-10 min bei einer Erstgebärenden, ist es wahrscheinlich, dass die Hebamme persönlich vorbeikommt und sich ein Bild zu dem Fortschritt der Wehen und des Geburtsverlaufs macht. Sollte die Geburt weiter voranschreiten, wird alles für die Hausgeburt vorbereitet. Es kann jedoch auch sein, dass die Wehen wieder abflachen und die Hebamme mit dem Besuch abwartet oder sich entschließt, bei weiterem Fortschritt wiederzukommen. Das Vorgehen der Hebamme solltet ihr im Detail bei der Planung der Geburt mit der Hebamme besprechen.

Sobald die Wehen regelmäßig kommen und sich keine Risikofaktoren abzeichnen, startet die Geburt Zuhause. Meist begleitet die Hebamme zu Beginn eher im Hintergrund, sodass ihr bei der Geburt möglichst wenig gestört seid. Sie hat medizinisches Equipment, um die Herztöne des Babys zu beobachten und auch hier das Wohlergehen sicherzustellen. Sie unterstützt bei Bedarf bspw. bei Positionswechseln und prüft kontinuierlich, dass die Hausgeburt sicher verläuft. 

Schwangere Frau sitzt auf dem Bett und ihre Hausgeburtshebamme kümmert sich um sie bei dem Prozess der Hausgeburt.
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Risiken

Sollten aus Sicht der Hebamme Risiken auftreten, wird das meist früh angemerkt und gemeinsam besprochen, wie nun mit der Situation umzugehen ist. Sollte sich beispielsweise über längere Zeit kein Geburtsfortschritt zeigen und dies aus Sicht der Hebamme Risiken für dich und dein Baby bedeuten, wird frühzeitig eine Verlegung ins Krankenhaus geplant. Hausgeburtshebammen kalkulieren in ihrer Betreuung Zuhause die begrenzten Behandlungsmöglichkeiten, als auch die notwendige Anfahrt ins Krankenhaus mit ein. Das heißt, dass eine Hausgeburtshebamme in der Regel recht schnell reagiert, falls sie Risiken erkennen sollte, sodass eine ruhige Verlegung, oft auch mit dem eigenen PKW, in die Klinik möglich ist. Wie dies aussehen kann und wie unter der Geburt bei auftretenden Herausforderungen umgegangen wird, solltet ihr unbedingt im Vorhinein mit der Hebamme besprechen. Sie trägt die Verantwortung für euer Wohlergehen, daher sollte man zu ihrer medizinischen Einschätzung Vertrauen aufgebaut haben und ihren Rat befolgen. Nur sie kann durch ihre Erfahrung und ihr Wissen eine sichere Geburt ermöglichen. 

Der Geburtsprozess Zuhause

Die Hebamme begleitet die Geburt Zuhause nach ihrer Einschätzung und ihrer Arbeitsweise, das kann sehr individuell sein. Meist versucht eine Hausgeburtshebamme der Geburt einen natürlichen Verlauf zu lassen und nur bei Bedarf einzugreifen oder zu unterstützen. 

Nach der Geburt versorgt sie dich und mögliche Geburtsverletzungen als auch dein Neugeborenes. Auch die U1 kann die Hebamme übernehmen. Sie kümmert sich um alles Wichtige für dein Baby nach der Geburt. Bespreche dies im Voraus mit der Hebamme.

Nach der Entbindung bleibt sie meist noch einige Stunden, je nach Bedarf, und schaut nach eurer Gesundheit. Wenige Stunden später oder am Folgetag beginnt sie dann mit der regelmäßigen Wochenbettbetreuung, die bei Hausgeburten in den ersten Tagen häufig intensiver ausfällt.

Welche Komplikationen können bei einer Hausgeburt auftreten?

Das Hauptrisiko einer Hausgeburt ist, dass eine Komplikation auftreten kann, die ein gesundheitliches Risiko für Mutter oder Kind bedeutet. In diesem Fall ist es wichtig, sofort in ein Krankenhaus gebracht zu werden. Bedenkt bei der Wahl der Hausgeburt unbedingt die Nähe und Anfahrtszeit zur nächsten Geburtsklinik.

Erfahrene Hebammen kennen die möglichen Komplikationen und Risiken einer Hausgeburt und überwachen die Geburt entsprechend. Sollten sich Komplikationen zeigen, kalkulieren Hebammen die gegebenenfalls notwendige Verlegung in die nächste Klinik mit ein und handeln entsprechend. Durch die persönliche und enge Betreuung Zuhause der Hebamme und durch ihre Erfahrung, wird sie Komplikationen einschätzen können und entsprechend frühzeitig handeln, um Risiken für dich und dein Baby zu vermeiden. Wähle daher unbedingt eine Hausgeburtshebamme, der du vertrauen kannst.

Wenn eine Hausgeburt nicht sorgfältig geplant und durchgeführt wird, können ernsthafte Komplikationen auftreten. Diese Komplikationen können sowohl für die Mutter als auch für das Baby lebensbedrohlich sein.

Ist eine Hausgeburt sicher?

Es gibt viele unterschiedliche Meinungen darüber, ob eine Hausgeburt sicher ist. Es gibt bei jeder Geburt Risiken, sowohl bei einer Haus- als auch bei einer Krankenhausgeburt. Was ihr persönlich als Risiko einschätzt und welches Risiko für dich und dein Baby akzeptabel ist, dürft ihr selbst entscheiden. Einige Frauen entscheiden sich für eine Hausgeburt, weil sie das Gefühl haben, dass sie in ihrer eigenen Umgebung und mit ihrer vertrauten Hebamme sicher sind. Viele Frauen wählen eine Krankenhausgeburt, weil im Krankenhaus eine vollumfängliche medizinische Versorgung vorhanden ist und dies für sie der richtige Ort ist. Diese Entscheidung ist sehr individuell. Wer sich in die Statistik der außerklinischen Geburtshilfe einlesen möchte, kann dies hier tun: www.quag.de. 

Wenn du dich für eine Hausgeburt entscheidest, solltest du dich gut informieren und mit deinem Arzt/ deiner Ärztin oder der Hebamme besprechen, ob du gesundheitlich in der Lage bist, eine Hausgeburt durchzuführen. Auch solltest du überlegen, ob genügend Unterstützung von deinem Partner/ deiner Partnerin, Freunden und Familie, insbesondere im Wochenbett, sichergestellt werden kann.

Wenn du mehr zu Hausgeburten und Hausgeburtshebammen erfahren möchtest, kannst du das in unserem Blogbeitrag, in dem wir eine Hausgeburtshebamme über ihre Arbeit interviewt haben, nachlesen!

Wenn du dich weiter über Hausgeburten informieren möchtest, findest du hier einige Inspirationen:

Weitere Infos zum Hebammenmangel gibt’s hier:

https://www.unsere-hebammen.de

Bitte meldet dem Verband, wenn ihr trotz aller Bemühen keine Hebamme gefunden habt

https://www.unsere-hebammen.de/aktionen/unterversorgung-melden/

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