Neurodermitis bei Kindern
Quälender Juckreiz, aufgekratzte Haut und schlaflose Nächte: Für Babys und Kinder kann Neurodermitis sehr belastend sein und die Lebensqualität erheblich einschränken. Etwa sieben Prozent der Kinder und Babys erkranken jährlich an Neurodermitis [1]. Auch für Eltern ist der Umgang mit Neurodermitis im Alltag nicht leicht. Die Ursachen und ihr Verlauf sind vielschichtig und bei der Behandlung gibt es unterschiedliche Ansätze: Von beruhigenden Bädern mit Tinkturen, über Cremes bis hin zur Umstellung der Ernährung, lassen Eltern nichts ungetestet, um ihren Kindern und Babys zu helfen.
Doch was ist Neurodermitis genau und wo liegen die Ursachen? In diesem Blogbeitrag erfährst Du alles, was Du als Mama oder Papa über die Hautkrankheit Deines Lieblings wissen musst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis, atopisches Ekzem oder auch atopische Dermatitis genannt, zählt zu den häufigsten chronisch entzündlichen Hautkrankheiten bei Kindern und Babys. Für das geschulte Auge ist sie schnell erkennbar, leider in der Diagnostik durch ihre Vielfalt oder bei wenig ausgeprägten Erscheinungen schwierig. Abgesehen von den unschönen Hautausschlägen, die häufig im Gesicht oder auf den Händen auftreten, leiden betroffene Kinder und Babys besonders unter dem quälenden und scheinbar unstillbaren Juckreiz. Obwohl es vielfältige Behandlungsmöglichkeiten gibt, hat die juckende Hautkrankheit genauso viele Ursachen [2]. Ansteckend ist Neurodermitis jedoch nicht [3].
Das sind die Ursachen von Neurodermitis
Hattest Du in der Kindheit Neurodermitis? Oft wird Neurodermitis an die eigenen Kinder weitergegeben und kann erblich bedingt sein. Ob die Hautkrankheit bei Deinem Kind ausbricht, ist unter anderem von sogenannten Trigger-Faktoren (Auslöser) abhängig. Diese Trigger-Faktoren können in Form von Allergien auftreten. Leider kann aber nicht immer ein Auslöser für den Neurodermitis-Schub gefunden werden [3]. Neurodermitis-Schübe können beispielsweise durch allergische Reaktionen, Nahrungsmittel, Stress, Medikamente oder ungünstige klimatische Bedingungen ausgelöst werden. Auffällig ist, dass vor allem psychische Belastungen zur Verschlimmerung der Neurodermitis beitragen können [4].
Atopisches Ekzem: Symptome im Überblick
Das Leitsymptom einer atopischen Dermatitis ist der Juckreiz. Bei Deinem Säugling könnte auch schon der Milchschorf im Gesicht oder an den Armen erste Hinweise auf Neurodermitis geben. Du kannst ihn an der schuppigen, geröteten, nässenden und mit Krusten bedeckten Haut Deines Kindes erkennen. Nach einiger Zeit können sich daraus Ekzeme entwickeln, die einen Juckreiz verursachen. Bei Säuglingen tritt Neurodermitis typischerweise im Gesicht, hinter den Ohren und im Allgemeinen am Kopf auf. Kinder weisen hingegen häufiger Ekzeme in den Gelenkbeugen der Arme, Kniekehlen, am Hals und den Händen auf. Neurodermitis an der Kopfhaut ist ebenfalls bei Kindern möglich. Im Falle von akuten Schüben breiten sich die Ekzeme weiter aus und durch das Kratzen der juckenden Stellen können Bakterien und Viren in die Haut eindringen, was Infektionen begünstigen kann [5].
Symptome von Neurodermitis
- starker Juckreiz
- Milchschorf in Gesicht oder an den Armen
- Bei Säuglingen: Ekzeme in Gesicht, hinter den Ohren und an weiteren Stellen am Kopf
- Bei Kindern: Ekzeme in den beweglichen Beugen der Arme und Knie, am Hals und den Händen [5]
Ein Ausschlag ist nicht immer gleich Neurodermitis
Nicht jede gereizte Stelle ist eine atopische Dermatitis bzw. ein atopisches Ekzem
→ Solltest Du bei Deinem Liebling eine Hautveränderung feststellen, ist es ratsam, dies erst einmal zu beobachten und gegebenenfalls Deine Kinderärztin oder Kinderarzt kontaktieren [5].
Wie behandle Ich Neurodermitis?
Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten und Methoden, gegen die juckenden Stellen bei Deinem Kind vorzugehen. Im Allgemeinen ist die Haut bei einer atopischen Dermatitis sehr trocken, da sie weniger Talg produziert, welches die Hautbarriere schützt. Deswegen ist die Haut äußerst empfindlich und reagiert schnell auf äußere Reize. Das können Dinge wie ein kratziger Wollpullover, Chlorwasser, Duftstoffe in Cremes oder Schweiß sein [5].
Hilfreiche Tipps und Hausmittel bei Neurodermitis
- Cremen! Die trockene Haut Deines Kindes ist besonders nach Bädern und Duschen gereizt. Tägliches Eincremen mit einer rückfettenden Salbe nach dem Wasserkontakt schützt die Haut und beugt dem Juckreiz vor.
- Ölbäder, die kurz und nicht zu heiß sind, haben einen schützenden Effekt und helfen vor dem Austrocknen
- Dusche Dein Kind, anstatt es zu baden. Die Haut trocknet somit weniger schnell aus.
- Achte auf das Material der Kleidung Deines Kindes. Die Kleidung sollte nicht zu eng sein und möglichst aus Baumwolle oder Leinen bestehen. Wolle, Seide, oder Kunstfaser können die empfindliche Haut reizen und den Juckreiz sowie die Ekzeme verschlimmern
- Neue Kleidung sollte immer vor dem ersten Tragen gründlich gewaschen werden
- Du solltest Deinem Kind die Fingernägel regelmäßig schneiden und mit einer Nagelbürste säubern, um bei einem Kratzanfall zusätzliche Infektionen der Haut vorzubeugen
- Leider verschlimmert Schweiß den Juckreiz. Sorge deshalb so oft wie möglich für eine nicht zu warme Umgebung. Vor allem beim Schlafen [5].
Das hilft Deinem Kind bei Neurodermitis
Der wichtigste Pfeiler bei der Behandlung von Neurodermitis ist eine gute Hautpflege. Rückfettende Cremes, oder sanfte Waschlotionen, bilden hierbei die Basis. Überwachen lassen solltest Du die atopische Dermatitis Deines Kindes immer von einer Kinderärztin, oder einem Kinderarzt. Je nach Schweregrad der Ekzeme und dem Leidensdruck werden Deinem Liebling unterschiedliche Medikamente und Salben verschrieben. Kortisonhaltige Cremes können beispielsweise bei leichter bis mittelschwerer Neurodermitis verschrieben werden. Sie wirken entzündungshemmend und lindern den quälenden Juckreiz [3].
Neurodermitis ohne Medikamente behandeln
Es gibt neben der Behandlung mit Kortisonsalben oder anderen Medikamenten noch weitere Möglichkeiten, gegen die juckenden Ausschläge bei Neurodermitis vorzugehen. Hierbei wird häufig das tägliche, konsequente Eincremen des gesamten Körpers erwähnt, auch bei Kindern, deren Haut nicht direkt trocken erscheint [5].
Hast Du auch schon mal über eine Schulung zum richtigen Umgang mit Neurodermitis nachgedacht? Hier lernst Du vieles über die beste Behandlung der Neurodermitis Deines Kindes. Für Kinder und Jugendliche gibt es ebenfalls Angebote, die hilfreiche Tipps und Informationen bereitstellen.
Was Neurodermitis, Lebensmittelallergie und Ernährung miteinander zu tun haben
Wusstest Du schon? Nur ein Drittel der Kinder unter 3 Jahren, mit schwerer Neurodermitis, haben eine echte Lebensmittelallergie [6].
Der Leidensdruck Deines Babys oder Kindes bei einer Neurodermitiserkrankung kann mitunter sehr hoch sein. Schlaflose Nächte, in denen viel geweint wird und aufgekratzte Haut sind nicht nur für Dein Baby oder Kind anstrengend, sondern auch für Dich als Elternteil. Da oftmals ein Zusammenhang zwischen der atopischen Dermatitis und einer Lebensmittelallergie vermutet wird, werden eigenmächtig Eliminationsdiäten angefangen, in der Hoffnung, dass die Neurodermitisschübe abklingen. Eine Ernährungsumstellung bedeutet für Deinen Schützling jedoch zusätzlichen Stress und schränkt zudem die Lebensqualität ein. Es ist daher ratsam, mögliche Lebensmittelallergien direkt bei Deiner Kinderärztin oder Kinderarzt abklären zu lassen [6]. Zudem ist es hilfreich zu wissen, dass Stillen das Risiko von Neurodermitis nachweislich reduzieren kann [5]. Darum wird ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten empfohlen oder alternativ die Ernährung mit einer hydrolysierten Säuglingsnahrung [6].
Diese Lebensmittel lösen Neurodermitis aus
Ungefähr 90 % aller Allergien bei Babys und Kindern mit Neurodermitis bzw. atopischer Dermatitis werden nur von folgenden Lebensmitteln ausgelöst:
- Fisch
- Nüsse
- Eier
- Kuhmilch
- Weizenmehl [6]
Allergietests und die darauf folgende Empfehlung im Kindesalter, bestimmte Lebensmittel zu meiden, sind nur zwei Jahre gültig. Du solltest unbedingt die Allergien alle zwei Jahre erneut überprüfen lassen, da bei Babys und Kindern Allergien mit dem Voranschreiten des Alters abklingen können [7].
Bleibt Neurodermitis ein Leben lang?
Etwa 23 % der Babys und Kleinkinder leiden an Neurodermitis und sind damit die am häufigsten betroffene Altersgruppe. Im Schulalter sind es nur noch 8 % der Kinder und im Erwachsenenalter sind es 2–4 %, die von Neurodermitis betroffen sind. Diese Zahlen zeigen, dass sich bei den meisten Patienten als Babys oder Kleinkind mit steigendem Alter eine Besserung der Symptome zeigt [3].
Fazit
Neurodermitis ist für Kinder und Eltern eine große Belastung, die mit starkem Juckreiz, aufgekratzter Haut und schlaflosen Nächten einhergeht. Eine gute Hautpflege und geeignete Maßnahmen – wie spezielle Bäder, Salben und die richtige Kleidung – können Linderung bringen. In schweren Fällen helfen medizinische Behandlungen in Absprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.
Hast Du den Verdacht, dass Dein Liebling wegen einer Lebensmittelallergie Neurodermitis hat, sollte eine professionelle Abklärung erfolgen, um unnötigen Stress zu vermeiden. Schulungen für Eltern und ältere Kinder eignen sich nicht nur, um mehr über atopische Neurodermitis zu erfahren, sondern können den Alltag erleichtern und Hoffnung schenken.
Mit Liebe, Geduld und der richtigen Unterstützung kannst Du die Lebensqualität Deines betroffenen Babys oder Kindes deutlich verbessern. Auch mit Neurodermitis können Kinder einen unbeschwerten Alltag erleben und müssen sich nicht so stark einschränken, wie früher oftmals gedacht.
[1] Thamm R, Poethko-Müller C, Hüther A, Thamm M: Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland—Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. J Health Monit 2018; 3: 3–18.
[2] Ring, J. (2011). Neurodermitis – Atopisches Ekzem. Thieme
[3] Neurodermitis (o. D.). Abgerufen am: 26.07.2024 von: https://www.ecarf.org/info-portal/erkrankungen/neurodermitis/
[4] Neurodermitis (o. D.). Abgerufen am: 26.07.2024 von: https://www.tk.de/resource/blob/2105140/f2529e51541682648d2250b75cdf41c7/hautreport-neurodermitis-kurz-data.pdf
[5] Neurodermitis (atopische Dermatitis) bei Kindern (17.11.2019). Abgerufen am: 26.07.2024 von: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/allergien/neurodermitis/
[6] Nahrungsmittelallergien bei Neurodermitis (04.01.2006). Abgerufen am: 26.07.2024 von: https://www.unimedizin-mainz.de/fileadmin/kliniken/haut/Dokumente/Nahrung_und_Neurodermitis.pdf
[7] Wenn Kinder unter Neurodermitis leiden: KEINE KUHMILCH MEHR? – DAS IST MEIST DER FALSCHE WEG. (o. D). Abgerufen am: 26.07.2024 von: https://www.gpau.de/mediathek/pressemitteilungen/nahrungsmittelallergie-bei-neurodermitis/