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Mentale Geburtsvorbereitung und Hypnobirthing

  • Lesedauer:10 min Lesezeit

Mentale Geburtsvorbereitung und Hypnobirthing können dabei helfen, Angst und Unsicherheit zu überwinden und die Geburt entspannter zu erleben. Deswegen erklären wir dir in diesem Blogbeitrag, was die mentale Geburtsvorbereitung ist und warum sie dir für deinen Geburtsprozess helfen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hypnobirthing? 

Hypnobirthing ist eine Geburtsvorbereitungsmethode, die auf Selbsthypnose und positive Bewertung (Affirmationen) setzt. Die Methode wurde in den 1930er Jahren von dem englischen Gynäkologen Grantly Dick-Read entwickelt und hat seitdem stark an Beliebtheit gewonnen. Wirklich bekannt wurde die Methode durch die Amerikanerin Marie F. Morgan. Heute wird Hypnobirthing in vielen Ländern der Welt angewandt und gehört zu den beliebtesten Methoden der mentalen Geburtsvorbereitung. Hypnobirthing lehrt werdende Mütter, ihren Körper und ihre Psyche auf die Geburt vorzubereiten, um sie so entspannter und schmerzfreier zu erleben. Der positive Einfluss auf das Schmerzempfinden durch Hypnose unter dem Geburtsprozess konnte auch in Studien belegt werden (bspw. Hüsken – Janßen 2005). Durch Selbsthypnose lernen die Frauen, ihren Körper in einen Zustand tiefer Entspannung zu versetzen und so die Wehen besser zu bewältigen. 

Warum mental auf die Geburt vorbereiten?

Die Geburt ist ein großes Ereignis im Leben einer Frau. Sie kann jedoch auch eine sehr stressige und unsichere Zeit sein. Viele Frauen sind besorgt, dass sie Schmerzen haben werden, dass etwas schief gehen könnte oder dass die Geburt nicht so verlaufen wird, wie sie es sich vorgestellt haben. Die mentale Vorbereitung kann helfen, diese Sorgen und Ängste zu minimieren, Schmerzen zu reduzieren und die Geburt zu einem entspannteren und besseren Erlebnis zu machen.

Wie funktioniert Hypnobirthing

Die Methode basiert auf der Annahme, dass die Angst vor der Geburt die Schmerzen verstärken kann. Diese Erkenntnis ist auf Grantly Dick-Read zurückzuführen, der die Zusammenhänge von Angst, Spannung und Schmerz erforscht hat.

Dementsprechend unterstützt Hypnobirthing werdende Mütter dabei, ihre Sorgen zu überwinden und stattdessen auf sich selbst und ihre natürliche Fähigkeit des Gebärens zu vertrauen. Dabei spielen ein positives Mindset und stärkende Affirmationen sowie Atemübungen eine wichtige Rolle. Hypnobirthing funktioniert nach dem Prinzip der Selbsthypnose. Die werdende Mutter lernt, sich selbst in einen entspannten Zustand zu versetzen, in dem sie sich voll und ganz auf die Geburt konzentrieren kann. In diesem Zustand soll die werdende Mutter in der Lage sein, die Schmerzen der Wehen besser zu bewältigen und sich voll und ganz auf das Baby zu konzentrieren (Quelle: *1). Hypnobirthing ist keine Alternative zur medizinischen Betreuung während der Geburt, sondern unterstützt  die werdende Mutter lediglich dabei, sich mit den eigenen Ängsten vor der Geburt auseinanderzusetzen und auf ihre eigenen Fähigkeiten des Gebärens zu vertrauen.

Atemtechniken, positive Affirmationen und positive Sprache

Die mentale Geburtsvorbereitung arbeitet mit verschiedenen Methoden und Werkzeugen. Die wichtigstens und bekanntesten möchten wir dir hier vorstellen

Tipp: Ruhiges Atmen für die Geburt üben

Eine der wichtigsten Komponenten von Hypnobirthing ist das tiefe und bewusste Atmen. Dies kann die wahrgenommenen Schmerzen verringern und durch die gute Sauerstoffversorgung den Geburtsprozess erleichtern. (Quelle: *2)

Als kleine Übung empfehlen wir folgendes: Atme doppelt so lange aus wie ein, beispielsweise 4 Takte einatmen, 8 Takte ausatmen. Zähle dazu gerne im Kopf mit. Diese Atmung entspannt und beruhigt. Nehme dir einige Minuten täglich Zeit, um diese Atmung zu üben. Du kannst diese Atmung auch im Alltag, z.B. in stressigen Situationen, anwenden.

(Quelle: *3)

Tipp: Positive Affirmationen üben

Positive Affirmationen sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil von Hypnobirthing. “Positive Affirmation” bedeutet vereinfacht gesagt, die Geburt vorab “positiv zu bewerten”. Das heißt, du ersetzt Sorgen und Ängste durch deine eigenen “Mutmacher”. Dies kannst du ganz einfach für dich selbst nutzen, indem du dir positive und stärkende Sätze notierst, wie:

  • Ich bin stark.
  • Ich habe die Fähigkeit zu Gebären.
  • Ich bin voller Zuversicht.
  • usw.

Durch das ständige Wiederholen positiver Aussagen wie „Ich bin stark“ oder „Ich kann das schaffen“ kann die Angst vor der Geburt reduziert werden. Du kannst dir diese Sätze aufnehmen und dir regelmäßig anhören, sie mental durchsprechen oder auch sie dir vorlesen lassen. So verinnerlichst du diese positiven Sätze im Unterbewusstsein. Während der Geburt können sie dir helfen, dich zu stärken und durchzuhalten.

Tipp: Positive Sprache üben

Sprache ist mächtig. Die Wörter, die wir verwenden, können uns in eine positive oder negative Richtung beeinflussen. In der Hypnobirthing-Methode wird viel Wert auf die richtige Wortwahl gelegt, um die Geburt zu einem positiven Erlebnis zu machen. Positive Wörter sollen die Gebärende dazu bringen, sich selbst und ihrem Körper zu vertrauen. Einige der häufig verwendeten positiven Wörter sind: sanft, ruhig, leise, entspannt, natürlich, mühelos, vertrauensvoll, kraftvoll und liebevoll.

Im Hypnobirthing wird auch nicht von “Wehen” gesprochen, sondern von “Wellen”. Und auf Wellen surfen kann ja sogar Spaß machen! “Schmerzen” sind wohl eher  “Empfindungen”, denn die vermeintlichen Schmerzen während der Geburt sind etwas Positives und bringen dich mit jedem Schub ein Stückchen näher zu deinem Kind. (Quelle: *4)

Deswegen möchten wir dir empfehlen auf deine Gedanken und deine Sprache zu achten, die du gemeinsam als Geburtsteam für den Geburtsprozess nutzt. Vielleicht findet ihr Wörter, die eher negativ behaftet sind. Gemeinsam könnt ihr euch etwas Gutes tun, wenn ihr stattdessen neutrale oder positive Wörter findet und diese während der Vorbereitung und unter der Geburt nutzt.

Vorteile des Hypnobirthings

Es gibt viele Vorteile, die mit Hypnobirthing verbunden sind. Dazu gehören: 

  1. Hypnobirthing kann die Geburt deutlich angenehmer und entspannter machen. 
  2. Die mentale Vorbereitung auf die Geburt kann die Angst vor der Geburt reduzieren und sogar ganz eliminieren. 
  3. Hypnobirthing kann die Schmerzen während der Geburt deutlich reduzieren. 
  4. Die Geburt kann schneller und einfacher verlaufen, wenn Hypnobirthing angewandt wird. 
  5. Hypnobirthing fördert die Produktion von Oxytocin, dem so genannten Glücks- oder Liebeshormon, was zu einem tieferen Bindungsgefühl zwischen Mutter und Kind führt. 
  6. Hypnobirthing kann das Risiko von Komplikationen während der Geburt reduzieren. 
  7. Atemübungen können die Sauerstoffversorgung unter der Geburt für Mutter und Baby verbessern. 
  8. Nach der Geburt fühlen sich Mütter, die Hypnobirthing praktiziert haben, in der Regel entspannter und ausgeruhter.
  9. Der oder die Partner*in wird in die Vorbereitung eingebunden und steht als Unterstützung zur Seite.

Viele Frauen sind anfangs etwas skeptisch, wenn es um Hypnobirthing geht. Es geht hier auch weniger um eine „Hypnose“, wie man sie häufig aus den Medien kennt. Für viele ist der Begriff daher nicht wirklich passend. Vielmehr kann die Methode daher als mentale Vorbereitung gesehen werden, die dir Methoden an die Hand gibt, um dich positiv auf deine Geburt vorzubereiten. Natürlich ist auch die körperliche Vorbereitung für die Geburt wichtig. Mit Hypnobirthing lernst du deinen Körper und dein Baby besser kennen und vertraust ihnen mehr. Du lernst, dich auf die Wehen einzulassen und sie als etwas Positives zu sehen. Die Atem- und Visualisierungstechniken, die du in den Sitzungen erlernst, helfen dir dabei, dich während der Geburt zu entspannen und die Schmerzen besser zu verarbeiten.

Kann jede Frau Hypnobirthing lernen?

Viele Frauen haben von Hypnobirthing gehört und sich gefragt, ob es auch für sie funktionieren kann. Die einfache Antwort lautet: Ja! Hypnobirthing ist eine Kombination aus Entspannungstechniken, Atemübungen und Affirmationen, die angewendet werden, um Angst und Stress rund um die Geburt zu reduzieren. Durch das Lernen der Techniken wird die Geburt als etwas Natürliches und Positives angesehen und nicht als etwas, das beängstigend ist.

Hypnobirthing sollte als sinnvolle Ergänzung zur Geburtsvorbereitung durch eine Hebamme angesehen werden. Auch in der klassischen Geburtsvorbereitung durch eine Hebamme sind meist Atemtechniken und stärkende Elemente enthalten. Wenn dir Hypnobirthing als Methode besonders zusagt, macht es Sinn, sich hierfür viel Zeit zu nehmen und sich diese Methoden zusätzlich anzueignen. Übung macht den Meister. 

Mentale Geburtsvorbereitungs- und Hypnobirthing Kurse sind meist keine Leistung der Krankenkassen und müssen daher privat bezahlt werden. Sie werden sowohl von Hebammen, als auch von ausgebildeten Trainer*innen angeboten.

Solltest du dir unsicher sein, ob Hypnobirthing wirklich dein Ding ist, kannst du dir auch im ersten Schritt ein Buch besorgen und dich in das Thema einlesen, oder auch einen Podcast etc. anhören. Dabei sei jedoch gesagt, dass das keine Übungen und die gemeinsame Erfahrung in einem Kurs ersetzt. Informationen über die Methode zu sammeln, kann dir lediglich helfen zu entscheiden, ob ein Kurs für dich und euch beide das Richtige sein könnte. Frage auch gerne bei deiner Hebamme nach, diese kann dir zusätzliche Informationen, die auf deine Bedürfnisse und die deines Kindes angepasst sind, geben. Du hast noch keine Hebamme gefunden? Dann unterstützen wir dich gerne bei deiner Hebammensuche. Hier kannst du dich registrieren, um dein Hebammengesuch einzustellen.

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