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Geburtsplan und Geburtswünsche

  • Lesedauer:12 min Lesezeit

Ein Geburtsplan ist eine großartige Möglichkeit, sich gut auf die Geburt vorzubereiten. Er hilft dir, deine Wünsche und Bedürfnisse klar zu formulieren und mit dem Hebammenteam abzustimmen. So kannst du die Geburt mitgestalten, wie es für dich am besten ist.

Inhaltsverzeichnis

Warum ist ein Geburtsplan hilfreich?

Ein Geburtsplan kann dir helfen, dich mit dem Thema Geburt auseinanderzusetzen und die eigenen Wünsche und Erwartungen zu formulieren. Viele werdende Eltern fragen sich, ob ein Geburtsplan tatsächlich sinnvoll ist oder ob er vielleicht doch mehr Stress bereitet, als er nützt. Wir möchten dir zeigen, dass es sehr sinnvoll sein kann, sich im Vorfeld Gedanken über die eigenen Wünsche und Vorstellungen rund um die Geburt zu machen. Denn nur wenn du weißt, was du willst und was für dich in Frage kommt, kannst du dich auch entsprechend informieren und gegebenenfalls dafür einsetzen. Ein wertvolles Mittel hierfür ist die Erstellung eines Geburtsplans.

Es ist wichtig, dass die Geburtswünsche einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin formuliert werden, um sich entsprechend vorbereiten zu können. Dies gibt dir und deinem Partner die Gelegenheit, in Austausch zu gehen und über die eigenen Vorstellungen der Geburt zu sprechen. Der Geburtsplan hilft euch dann dabei auch festzuhalten, was euch beiden wichtig ist. Nehmt euch hierfür Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken und sprecht offen darüber, was für euch beide wichtig ist. So könnt ihr vorab ein starkes Geburtsteam werden und Unstimmigkeiten im Kreißsaal oder während der Geburt vermeiden. Außerdem kann durch eine solche klare Vorstellung auch der Partner für die Wünsche der Frau einstehen, falls diese unter der Geburt mehr auf sich und den Prozess fokussiert ist. 

Der Geburtsplan wird in der Regel vorab mit dem Geburtsteam in der Klinik bei der Anmeldung, mit deiner betreuenden Hebamme bei der Hausgeburt oder mit dem Team im Geburtshaus besprochen. Es entsteht ein Austausch darüber, was medizinisch in dem von dir gewählten Geburtsumfeld möglich ist und was nicht und kann deiner Patientenakte beigelegt werden. In der Klinik kann so jede neue Hebamme unter der Geburt mit einem Blick erfahren, was dir für deine Geburt wichtig ist und dich entsprechend begleiten.

Schwangere bei der Geburt mit ihrem Partner und ihrer Hebamme bei einer Wehe im Bett
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Was gehört in einen Geburtsplan?

Ein Geburtsplan ist eine sinnvolle Methode, um die eigenen Wünsche und Vorstellungen über die Geburt klar zu formulieren. Dabei ist es wichtig, sowohl die eigenen Bedürfnisse, die des Partners oder der Partnerin, und natürlich die des Geburtsteams bzw. Personals im Kreißsaal zu berücksichtigen.

Checkliste Geburtsplan:

Der Geburtsplan kann Informationen zu folgenden Punkte enthalten: 

  • Ansprechpartner: 

Wer soll während der Geburt anwesend sein? Vater, Freundin, Mutter, etc.? Kontaktdaten? Begleitet eine Doula?

  • Schmerzmittel: 

Welche Methoden der Schmerzlinderung sind in dem Geburtsumfeld möglich? Welche Methoden möchtest du nutzen, um mit den Wehen umzugehen? Möchtest du Schmerzmittel, Epiduralanästhesie (PDA) oder andere Methoden?

  • Venenzugang: 

Wird vorab ein prophylaktischer venöser Zugang gelegt? Kann das auf eigenen Wunsch abgelehnt werden?

  • Vaginalgeburten: 

Möchtest du eine spontane vaginale Geburt oder einen Kaiserschnitt? Gibt es bestimmte Umstände, unter denen du einen Kaiserschnitt vorziehen würdest?

  • Positionierung und Bewegung: 

In welcher Position möchtest du dich während der Wehen und der Geburt aufhalten? Möchtest du mobil bleiben, bspw. während eines CTG?

  • Wassergeburt: 

Steht eine Gebärwanne zur Verfügung? Hast du den Wunsch dein Kind im Wasser  zu bekommen?

  • Atmung und Entspannung: 

Möchtest du bestimmte Atemtechniken oder Entspannungsübungen anwenden? Wie kann dich das Klinikpersonal oder deine Begleitperson dabei unterstützen?

  • Raum und Umgebung: 

Möchtest du Musik hören? Möchtest du gedämmtes Licht zur Entspannung? Ruhe? Ergänze bei Bedarf eine Liste, was ihr selbst an Gegenständen mitbringt.

  • Kleidung: 

Darfst du deine eigene Kleidung tragen?

  • Dammschnitt: 

Bist du damit einverstanden oder möchtest du diesen lieber vermeiden? Wie wird in dem Geburtsumfeld damit umgegangen?

  • Oxytocingabe: 

Wird dies routinemäßig gegeben und wann? Kannst du hierauf Einfluss nehmen?

  • Babyempfang: 

Möchtest du dein Kind selbst mit den Händen empfangen oder dein:e Partner:in (je nach Geburtsposition ist das möglich)? Kann das Baby direkt auf die Brust der Mama?

  • Nabelschnur und Plazenta: 

Darf die Nabelschnur auspulsieren? Wann soll die Nabelschnur getrennt werden, bspw. erst nach der Plazentageburt? Wer soll die Nabelschnur durchtrennen? Möchtet ihr die Plazenta mitnehmen?

  • Nachsorge: 

Welche Nachsorge möchtest du nach der Geburt? Soll das Baby gebadet werden oder nicht? Möchtest du in einem Kreißsaal bleiben, in einem Aufwachraum oder nach kurzer Überwachung nach Hause gehen? Was ist hier in deinem Geburtsumfeld möglich? 

  • Stillen: 

Möchtest du Stillen und wie kannst du dabei unterstützt werden?

  • Alles weitere, was dir rund um die Geburt noch wichtig ist.

Willst du mehr zu den verschiedenen Arten der Geburt wissen, um Informationen für deinen Geburtsplan zu sammeln? Dann schaue doch gerne bei unserem Blogbeitrag “die verschiedenen Arten der Geburt” vorbei.

Bitte denke daran, den Geburtsplan vor der Geburt mit dem Geburtsteam oder der betreuenden Hebamme zu besprechen. So kann sichergestellt werden, dass alle Beteiligten wissen, was ihr euch wünscht. Du hast noch keine Hebamme gefunden? Dann registriere dich hier bei FIAMI, wir helfen dir gerne bei deinem Suchprozess.

Wie kann ich meine Geburtswünsche formulieren?

Geburtswünsche sind individuell und sollten sich an die Bedürfnisse der werdenden Mutter und des werdenden Kindes richten. Wenn du dir unsicher bist, welche Wünsche angemessen sind oder wie du deine Wünsche formulieren sollst, kannst du dich an die folgenden Hilfestellungen halten:

  • Schreibe deine Geburtswünsche so klar und deutlich wie möglich. Achte darauf, dass alle Beteiligten (z.B. Hebamme, Arzt/ Ärztin, Geburtshelfer:in) wissen, was du möchtest.

  • Bleibe bei den Fakten. Vermeide es, unklare oder allgemeine Aussagen zu machen, wie z.B. „Ich hoffe, alles läuft gut“.

  • Sei jederzeit offen für Kompromisse. In einer Geburt geht es dein Wohl und das Wohl des Kindes sicherzustellen. Behalte daher im Hinterkopf, dass nicht immer alles nach Plan läuft und sei bereit, Kompromisse einzugehen. Am Ende geht es immer um eure Gesundheit – alles andere ist erstmal nebensächlich.

Wichtig

Halte den Geburtsplan so kurz und kompakt wie möglich. Die Hebammen im Dienst, insbesondere in der Klinik, haben häufig nicht viel Zeit, um einen langen Text zu lesen. Schreibe den Geburtsplan freundlich, übersichtlich und kompakt und nutze Stichpunkte. Der Plan sollte gut lesbar auf eine DIN A4 Seite passen. Achte darauf und bespreche mit dem Personal, welche Wünsche realistisch sind und vermeide Geburtsmethoden zu benennen, die schon seit vielen Jahren veraltet sind und nicht mehr praktiziert werden.

Tipp

Bei Fragen wende dich an deine betreuende Hebamme, deinen Arzt oder Ärztin, oder an die Ansprechpartner*innen deines ausgewählten Geburtsorts. Sie werden dir Auskunft geben und offene Fragen beantworten können.

Mutter hält Babyfüße in den Händen und massiert diese
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Welche Rolle spielen Partner:in/ Hebamme/ Krankenhaus beim Geburtsplan?

Einige Mamas entscheiden sich dafür, ihren Geburtsplan ganz alleine zu erstellen. Sie informieren sich über die verschiedenen Möglichkeiten und entscheiden, was für sie und ihr Baby das Beste ist. Andere möchten ihren Geburtsplan gemeinsam mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin erstellen. In diesem Fall ist es hilfreich, die Meinung und Erfahrungen des Partners/ der Partnerin einzuholen. Auch die Hebamme oder der Arzt/ die Ärztin können bei der Erstellung des Geburtsplans eine wichtige Rolle spielen. Sie können den Eltern wertvolle Tipps und Informationen geben und sie bei der Entscheidung unterstützen. Das Krankenhaus, in dem die Geburt stattfindet, kann ebenfalls Einfluss auf den Geburtsplan haben. Es ist wichtig, sich über die Möglichkeiten und Optionen im Krankenhaus zu informieren und diese mit dem Personal zu besprechen, um den persönlichen Geburtsplan für sich und sein Baby zu erstellen.

Tipp

Informiere dich vorab über die ausgewählte Klinik oder Geburtsstätte. Meistens werden Informationsabende für werdende Eltern angeboten, die schon viele Fragen für den Geburtsplan klären können. Durch die Pandemie wurden einige dieser Informations-Veranstaltungen auch online gestreamt oder relevante Informationen online gestellt. Schaue daher vorab auf der Website der Klinik oder des Geburtshauses vorbei.

Wann und wie ändere ich meinen Geburtsplan?

Natürlich kannst du deinen Geburtsplan jederzeit ändern. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn sich eure Umstände ändern oder ihr neue Informationen erhaltet. Zum Beispiel könnte festgestellt werden, dass eine bestimmte Methode der Schmerzlinderung nicht für dich bzw. euch geeignet ist, dass ihr ein höheres Risiko für Komplikationen habt, oder dass das Baby eine andere Lage hat als ursprünglich angenommen. In solchen Fällen ist es wichtig, den Geburtsplan bei Bedarf anzupassen, damit er den eigenen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr den Geburtsplan ändern solltet, besprecht das am besten mit deinem Arzt/ deiner Ärztin oder deiner Hebamme. Sie können helfen, die Vor- und Nachteile verschiedener Optionen zu verstehen und die Entscheidung zu treffen, die am besten für dich und das Baby ist.

Wichtig ist, sich jederzeit bewusst zu machen, dass es sich lediglich um einen Plan und Wünsche handelt. Und unter der Geburt kann sich einiges ändern. Denn eine Geburt ist nicht planbar. 

Unter der Geburt bedeutet das auch, sich möglicherweise mit einer neuen, individuellen Situation auseinanderzusetzen. Welche Notwendigkeiten treten auf? Gibt es Alternativen? Was ist das Beste für die Gesundheit von meinem Kind und von mir? 

Hier ist es wichtig, sich immer im Klaren zu sein, dass auch das Klinikpersonal jederzeit das Beste für deine Geburt und die Gesundheit deines Kindes und dir erreichen möchte. Bei Veränderungen der Geburtssituation ist es daher ratsam, im engen Austausch mit dem Geburtsteam zu sein. Je nach Geburt bedeutet das auch, sich auf die neuen Umstände einzulassen und nicht zu sehr an den alten Wünschen festzuhalten. Gute Gedanken können hier sein “Ich bin in guten Händen.”, “Die Menschen um mich herum möchten nur das Beste für mich und mein Kind. “, “Ich bin damit einverstanden, wie sich die Geburt entwickelt und mache sie dennoch zu meinem wunderbarsten Erlebnis.”

Fazit

Alles in allem ist es sinnvoll, einen Geburtsplan zu erstellen und sich mit der Ärztin bzw. dem Arzt oder der Hebamme darüber zu verständigen. Dies wird dir und euch helfen, euch auf die Geburt vorzubereiten und eine Hilfestellung sein, sodass die Geburt nach euren Wünschen verlaufen kann. 

Weitere Informationen zu deinem Geburtsplan findest du hier:

Bücher: 

Guter Hoffnung (Kareen Dannhauer)

Mama werden mit Hypnobirthing (Heinkel & Kornetzky)

Podcast:

Hebammensalon (09.08.2021) “Geburtsplan – Deine Vorstellung von Geburt”

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